Körper

Systemische Entzündung – die stille Bedrohung?



Auslöser für Krankheiten sind oft ein stressiger, ungesunder Lebensstil. Doch das muss nicht die einzige einzige Ursache sein.

Zu häufigen Erkrankungen gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankungen und Krebs. Laut der WHO sind jährlich 42% der Todesfälle auf diese nicht-übertragbaren Erkrankungen (non-communicable diseases) zurückzuführen [1]. Eine Krankheit wird dabei immer häufiger: die systemische Entzündung. 

Ein Artikel in Nature Reviews bezeichnet die Metaflammation (metabolische Inflammation) sogar als Epidemie [2]. In einem Health Letter der Harvard Universität wird vermutet, dass die chronische Entzündung eine gemeinsame Ursache der vier „apokalyptischen Reiter der Medizin“ sein könnte: Krebs, Alzheimer, Diabetes und Gefäßerkrankungen [3].

 

Was ist eine Entzündung?


Entzündung: Ein Begriff, der häufig fällt. Oft zeigt sie sich durch eine schmerzhafte, äußere Veränderung, wie nach einer Verletzung. Das Gewebe schwillt an, wird rot und warm. Solche Entzündungen dienen dem Schutz des Körpers und sind ein elementarer Teil unseres Immunsystems. 

Eine Entzündungsreaktion ist die Antwort des Immunsystems auf Fremdkörper. Sie kann durch Gewebsverletzungen oder Eindringen von Erregern wie Bakterien oder Viren ausgelöst werden.

Immunzellen patrouillieren im Blut und erkennen Gefahren, auf die sie reagieren können. 

Das „angeborene Immunsystem“ reagiert schnell und unspezifisch, indem es Signalmoleküle freisetzt und Krankheitserreger bekämpft. Das „erworbene Immunsystem“ geht bei stärkeren Infektionen gezielt mit Antikörpern gegen spezfizische Erreger vor. 

Systemische Entzündungen


Im Gegensatz zur akuten Form der Entzündung handelt es sich bei der systemischen Form um eine anhaltende, schleichende Reaktion mit vielen unspezifischen Symptomen. Die akute Immunreaktion wird im Normalfall gezielt beendet und das geschädigte Gewebe wieder aufgebaut. Dies ist hier nicht der Fall. Diese chronische Form wird häufig nicht erkannt.

 

Wie entwickelt sich diese Krankheit?

 

  • Der Körper kann Fremdkörper nicht abwehren.
  • Autoimmunreaktionen greifen das eigene Gewebe an.
  • Chemikalien oder Allergene sorgen über längere Zeit für eine leichte Stimulation des Immunsystems [4].

 

Beispiele für systemische Entzündungen


Eine Unverträglichkeit gegen das Getreideprotein Gluten kann eine Entzündung hervorrufen. Die gebildeten Antikörper sorgen für Schäden, da nicht nur das Gluten, sondern auch ähnliche, körpereigene Strukturen angegriffen werden.

Ein weiteres Beispiel ist das LDL-Cholesterin, das oft als "schlechtes" Cholesterin bezeichnet wird. Bei einem starken Überschuss kann es sich in den Arterien ablagern und die Blutgefäße über die Zeit verengen. Wenn sich ein großer Cholesterin-Plaque gebildet hat, wird dieser vom Immunsystem als Fremdkörper erkannt und angegriffen. Dies kann die Ablagerung destabilisieren, sodass sich der Plaque lösen und durch den Blutkreislauf wandern kann, bis er stecken bleibt. Das kann schließlich zu einem Schlaganfall führen.

 

Schädliche Folgen einer chronischen Entzündung


Chronische Entzündungen können den Körper langfristig schädigen.
  1. Eine chronische Entzündung kann den Körper über längere Zeit schädigen und zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die eine direkte und kurzfristige Reaktion auf Verletzungen oder Infektionen sind, bleiben chronische Entzündungen oft bestehen und können das Gewebe schädigen.
  2. Chronische Entzündungen können mit der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht werden, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. 
  3. Organe im "Kriegszustand": Chronische Entzündungen können Organe und Gewebe dauerhaft belasten und schwächen. Über längere Zeiträume kann dies zu einer Verschlechterung der Organfunktion und zur Entstehung weiterer Krankheiten führen, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen.

Forscher fanden heraus, dass Fettzellen ständig in geringem Umfang Immunsignalstoffe ausschütten. Ohne ein Angriffsziel werden Körpergewebe durch das Immunsystem beschädigt [5].

 

Welche Risikofaktoren sollte ich vermeiden?


Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko für systemische Entzündungen erhöhen können. Dazu gehören diese Faktoren:

  • Rauchen
  • Körperliche Inaktivität
  • Alkohol
  • Übergewicht
  • Western Diet – westliche Ernährungsweise

 

Was ist die „Western Diet“?


Diese Ernährungsweise ist vor allem in der westlichen Welt verbreitet. Sie ist gekennzeichnet durch:

  • eine hohe Kalorienzahl
  • einen hohen Zuckergehalt
  • viele Trans- und gesättigte Fette
  • viel Salz
  • wenig komplexe Kohlenhydrate
  • wenig Ballaststoffe
  • wenig Vitamine und Mineralstoffe

Diese Ernährungsweise kann die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm negativ beeinflussen. Da die Funktion des Immunsystems teilweise von den Stoffwechselprodukten dieser Bakterien abhängt, kann selbst eine geringe Veränderung zu einem Ungleichgewicht  führen [2].

 

Präventive Maßnahmen:

  • regelmäßige moderate Bewegung
  • ausgewogene Ernährungsweise mit zahlreich Obst und Gemüse
  • genügend Schlaf
  • bestimmte Tees und Kräuter
  • eigene Allergien kennen
  • Stress reduzieren


Fazit

Chronische, systemische Entzündungen stellen eine unterschätzte Gesundheitsgefahr dar. Sie entwickeln sich oft schleichend und können langfristig zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. Dabei spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle: Eine unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel oder chronischer Stress sind häufig Auslöser. Es gilt also: eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement sind der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben.

Quellen

[1] https://www.in-form.de/wissen/meldungen/profiportal/who-bericht-zu-zivilisationskrankheiten/

[2] https://www.nature.com/articles/s41577-019-0156-1

[3] https://www.health.harvard.edu/newsletter_article/Inflammation_A_unifying_theory_of_disease

[4] https://www.medicalnewstoday.com/articles/248423.php

[5] https://www.johnshopkinshealthreview.com/issues/spring-summer-2016/articles/understanding-inflammation

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